…ist am Dienstag gestorben.
Ich habe ihn wirklich sehr verehrt. Ein Menschenfreund, ein Menschenversteher wie man ihn sich nur wünschen kann.
Seine Bücher kann ich nur jedem ans Herz legen.
Ob es „Der Fremde in uns“, „Verwaiste Eltern“, „Dem Leben entfremdet“ oder „Verrat am Selbst“ ist, alle sind sehr gut geschrieben und bieten viele AHA-Erlebnisse.
Arno Grün
Arno Gruen – Der Fremde in uns – Zitat:
Der Fremde in uns, das ist der uns eigene Teil, der
uns abhanden kam und den wir zeit unseres Lebens,
jeder auf seine Weise, wiederzufinden versuchen.
Manche tun dies, indem sie mit sich selbst ringen,
andere, indem sie andere Lebewesen zerstören.
Der Widerstreit zwischen diesen zwei Ausrichtungen
des Lebens, die beide von derselben Problematik
bestimmt sind, wird über die Zukunft unseres
Menschseins entscheiden
Wer sich selbst nicht liebe, könne auch den anderen, den Mitmenschen, nicht lieben; Fremdenhass sei immer auch von Selbsthass gespeist: So lassen sich wichtige Grundeinsichten des Psychologen und Psychoanalytikers Arno Gruen umschreiben – Einsichten, die nicht bloss «theoretischer» Natur sind, sondern zu einem gelebten Leben gehören.
1923 in eine Berliner jüdische Familie hineingeboren, musste der Dreizehnjährige mit seinen Eltern die Geburtsstadt verlassen und gelangte (über Polen und Dänemark) in die USA. Am Krieg gegen Nazideutschland nahm er teil, studierte anschliessend Philosophie und Geschichte, fand schliesslich aber zu seiner eigentlichen Passion, der Psychoanalyse, die ihm zu begreifen erlaubte, was geschehen war. Gruen arbeitete als Professor für Neurologie, hatte einen Lehrstuhl an der Rutgers University in New Jersey, leitete die psychologische Abteilung einer Kinderklinik in Harlem.
Im Jahr 1979 kehrte er nach Europa zurück, nach Zürich. Er machte sich als Psychotherapeut selbständig und als Autor einen Namen. Arno Gruen untersuchte in über einem Dutzend Büchern eindringlich, hartnäckig und mit Gespür für klare Diktion die «falschen Götter», die der menschlichen, allzu menschlichen «Sucht nach Erlösern» entsprungen seien; er untersuchte die Angst vor der Autonomie, die zum «Verrat am Selbst» führe, die Ursachen von Gewalt, Gleichgültigkeit und Hass und erinnerte an den «Fremden in uns», den verdrängten Teil unserer Persönlichkeit: jene innere Terra incognita, die wir auslöschen wollen, aber nicht können; die wir attackieren, indem wir Stellvertretern – dem Anderen, Fremden – ausserhalb unser selbst Gewalt antun.
Die Urszene dieser Fatalität erkannte Gruen in der frühkindlichen Unterwerfung unter die elterliche Autorität, die einen Abspaltungsprozess einleite, in dessen Verlauf eigene Persönlichkeitsanteile als fremd identifiziert und schliesslich nach aussen projiziert würden. In jenem Aussen werde dann – scheinbar – angreifbar, zerstörbar, was ich an mir selbst hasse, ohne ihm doch entkommen zu können.
Bei alledem ging es im Grunde immer um die eine Frage: warum der Firnis der Zivilisation so dünn ist, dass er offenbar jederzeit zu platzen vermag, um dem individuellen wie kollektiven Wahnsinn, der sich als realitätstüchtig maskiert, Raum zu geben. In seiner Dankesrede zur Verleihung des Geschwister-Scholl-Preises 2001, im Jahr des 11. September, fand Arno Gruen Worte von nachgerade prophetischer Deutungskraft: «Die Sprache, die von Krieg, Rache und Vergeltung spricht, mag sich geistig gesund anhören. In ihrer Ignoranz von Ohnmacht, Elend und Demütigung ist sie jedoch völlig von wahren Gefühlen und der tatsächlichen Realität getrennt.» Es gehe darum, fuhr er fort, «für die wahren Bedürfnisse des Menschen zu kämpfen, wirkliches Elend, wirkliche Armut und die Ausgrenzung und Entwürdigung von ganzen Bevölkerungsgruppen zu unterbinden. Nur so werden Terror und Gewalt Einhalt geboten. Nur so werden wir es möglich machen, ein Leben, das demokratisch und lebendig ist, aufrechtzuerhalten.» – Arno Gruen ist am 20. Oktober im Alter von 92 Jahren gestorben.
Okt 24, 2015 @ 06:33:20
Danke für die Lese-Tipps
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Okt 30, 2015 @ 06:28:07
Gern geschehen. Ich habe seine Bücher öfter gelesen.
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Okt 24, 2015 @ 16:07:40
Danke, den kannte ich noch nicht.
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Okt 30, 2015 @ 06:29:02
Ein toller Mann. Eine gute Bekannte von mir war bis zum Schluss bei ihm in Therapie, sie hat ihn hochgelobt. Ich hoffe, dass sie einen guten Ersatz findet.
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Okt 25, 2015 @ 03:56:53
ich auch nciht
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Okt 30, 2015 @ 06:29:48
Er war ein toller Mann. Ich habe seine Bücher verschlungen.
Und eine gute Bekannte war eine langjährige Klientin von ihm. Sicher wird sie ihn sehr vermissen.
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