Sehr interessant, da sieht man, was Eltern heute, und früher, oft falsch machen.
Und ich kann von mir aus nur sagen, meine Eltern haben auf ganzer Linie versagt.
Alles, was ich heute kann, habe ich mir selbst beigebracht und manches werde ich wohl nie mehr lernen:
Julie Lythcott-Haims war Professorin an der renommierten Stanford-Universität in Kalifornien und ist Autorin des Bestsellers „How to Raise an Adult“. In ihrem Buch räumt sie mit gängigen Erziehungspraktiken auf, die Kinder in einer allzu behüteten Welt erfahren. Sie fordert, ihnen einen stärkeren Einblick in Hintergründe und Zusammenhänge zu geben, die Selbstständigkeit und Aufklärung fördern. Und sie vor allem praktische Erfahrungen machen zu lassen. Einige Fehler von Eltern veröffentlichte sie bei „Quroa“.
1. Ein 18-Jähriger muss in der Lage sein, sich mit Fremden zu unterhalten
Im wirklichen Leben: Lehrer, Professoren, Berater, Vermieter, Verkäufer, Personalchefs, Kollegen, Kassierer, Krankenkassenmitarbeiter, Busfahrer, Handwerker.
Der Fehler: Wir bringen unseren Kindern bei, nicht mit Fremden zu reden, anstatt ihnen die Fähigkeit zu vermitteln, die wenigen bösen Fremden von den meisten guten zu unterscheiden. Das mündet darin, dass Kinder nicht wissen, wie sie sich Fremden nähern – mit Respekt und Augenkontakt – um die Hilfe, Beratung und Ausrichtung zu bekommen, die sie in dieser Welt brauchen.
2. Ein 18-Jähriger muss sich zu helfen wissen
An der Uni, in der Stadt, wo er ein Praktikum macht oder in einer Stadt im Ausland, in der er arbeitet oder studiert.
Der Fehler: Wir fahren oder begleiten unsere Kinder überallhin, selbst wenn ein Bus, eine Bahn, ein Fahrrad oder gar ihre eigenen Füße das erledigen könnten. Also kennen Kinder die Strecke von hier nach dort nicht, wissen nicht, wie sie Transportmöglichkeiten nutzen oder Pannen beheben, wann und wie sie tanken müssen, oder wie sie Reisepläne machen und umsetzen.
3. Ein 18-Jähriger muss seine Aufgaben und Arbeiten erledigen sowie Fristen einhalten können
Der Fehler: Wir erinnern unsere Kinder an fällige Hausaufgaben und wann sie sie zu machen haben – helfen ihnen manchmal dabei oder erledigen sie sogar komplett; dadurch wissen Kinder nicht, wie sie ihre Aufgaben priorisieren, anfallende Arbeiten einteilen oder Termine einhalten, ohne daran erinnert zu werden.
4. Ein 18-Jähriger muss fähig sein, im Haushalt mitzuhelfen
Der Fehler: Wir erwarten keine große Hilfe im Haushalt, weil die durchgeplante Kinder-Freizeit nur wenig Spielraum neben schulischen und außerschulischen Verpflichtungen lässt; Kinder wissen deshalb nicht, wie sie ihre eigenen Bedürfnisse befriedigen, die anderer respektieren oder einen angemessenen Beitrag zum Haushalt insgesamt leisten.
5. Ein 18-Jähriger muss zwischenmenschliche Probleme lösen können
Der Fehler: Wir greifen bei Missverständnissen ein und lindern ihre verletzten Gefühle. Kinder können deshalb nicht selbstständig damit umgehen und Konflikte ohne unser Eingreifen lösen.
6. Ein 18-Jähriger muss Höhen und Tiefen bewältigen können
Das gilt für die Arbeitsbelastung in Kursen oder auf Uni-Niveau, Wettbewerbe, fordernde Lehrer, Chefs und andere.
Der Fehler: Wir greifen ein, wenn es schwierig wird, nehmen ihnen Arbeit ab, verhandeln neue Deadlines und sprechen mit den Erwachsenen. Daher wissen Kinder nicht, dass es normal ist, wenn nicht immer alles glatt läuft und dass das trotzdem in Ordnung ist.
7. Ein 18-Jähriger muss Geld verdienen und damit haushalten können
Der Fehler: Sie haben keine Jobs; wann immer und wofür auch immer bekommen sie Geld von uns. Kinder entwickeln daher kein Verantwortungsgefühl dafür, eine Aufgabe komplett zu erledigen, müssen nie Rechenschaft gegenüber einem Chef ablegen, der sie nicht bedingungslos liebt, und haben keine Achtung vor dem Wert von Dingen beziehungsweise keine Ahnung vom Umgang mit Geld.
8. Ein 18-Jähriger muss Risiken eingehen können
Der Fehler: Wir haben ihren gesamten Werdegang geplant, alle Hindernisse aus dem Weg geräumt und Stolperern vorgesorgt. So entwickeln Kinder kein Verständnis dafür, dass Erfolg nur dadurch entsteht, etwas zu versuchen und es bei Versagen erneut zu versuchen (Durchhaltevermögen) oder ein dickes Fell zu entwickeln (Belastbarkeit), was dadurch erlernt wird, dass etwas schiefgegangen ist.
Wichtig: Unsere Kinder müssen in der Lage sein, all das zu schaffen, ohne zu Hause anzurufen. Wenn sie uns anrufen, um zu fragen, wie sie eins dieser Dinge machen sollen, fehlt es ihnen an Lebenskompetenz.
Der Text erschien ursprünglich in Lythcott-Haims‘ Buch „How to Raise an Adult: Break Free of the Overparenting Trap and Prepare Your Kid for Success“.
(Selbstverständlich gelten alle Anregungen für Jungen und Mädchen und sind nur der besseren Lesbarkeit halber in männlicher Form geschrieben.)
Übersetzung: Susanne Baller
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