Immer mehr Eltern gehen dazu über, ihren schlaflosen und schreienden Babys und Kleinkindern Beruhigungsmittel und andere psychoaktive Substanzen zu verabreichen. Sie fügen ihren Kindern damit nicht nur Schaden zu, sondern üben sie obendrein – ohne es zu ahnen – in den Modus der chemisch-pharmakologischen Verhaltenssteuerung und Affektregulierung ein. Normgerechtes Verhalten wird mehr und mehr zu einer Frage der „Einstellung“ – auf das richtige Medikament und die richtige Dosis. Der Pharmaindustrie scheint im gesellschaftlichen Modernisierungsprozess die Aufgabe zuzufallen, die Anpassung der Individuen an die Verhaltenszumutungen des „flexiblen Kapitalismus“ (Richard Sennett) chemisch-pharmakologisch zu erleichtern und sie bei der Stange zu halten. Von Götz Eisenberg[*].
„Welches Kind hätte nicht Grund, über seine Eltern zu weinen?“
(Friedrich Nietzsche)
Die tägliche Zeitungslektüre, die laut Hegel einmal das „Morgengebet des Bürgers“ gewesen ist, lehrt einen das Fürchten. Dieser Tage stieß ich in der Sonntagsausgabe der FAZ unter der Überschrift Schlaf, Kindlein, schlaf auf einen Artikel, der darüber berichtet, dass immer mehr Eltern ihren Babys und Kleinkindern, wenn diese zu sehr schreien oder nicht durchschlafen, Sedativa, also Beruhigungsmittel, verabreichen. Kinderärzte stellen offenbar auf Bitten der Eltern bereitwillig entsprechende Rezepte aus. „Atosil“ wurde früher Menschen verordnet, die als schizophren galten, heute kommt es als Beruhigungs- und Schlafmittel zum Einsatz. Bei manchen Eltern und Kinderärzten gilt es offenbar auch als probates Mittel zur Beruhigung schreiender und unruhiger Babys und Kleinkinder. Es gibt aber auch Substanzen und Säfte wie „Sedaplus“ oder „Wick Medinait“, die man rezeptfrei bekommen kann und die nicht weniger schädlich für Kinder sind. Auch sie enthalten Stoffe, die ins zentrale Nervensystem gelangen und tief in den leib-seelischen Haushalt eingreifen. Jedenfalls können diese Mittel schnell psychisch abhängig machen und innere Organe wie Leber und Niere schädigen.
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