Das tun viele, ich selbst kenne mindestens fünfzig, eher mehr, Leute, die sich die Wahrheit zurechtbiegen, bis sie ihnen in den Kram passt.
Einst sagte der Meister zu seinen Schülern: „Ihr hört nicht zu, um etwas zu entdecken, sondern um in meinen Worten etwas zu erken- nen, was eure eigene Meinung festigt. Ihr argumentiert nicht, um die Wahrheit zu finden, sondern um eure eigenen Ideen zu bestätigen.“
Und um zu erklären, was er damit sagen wollte, erzählte der Meister folgende Geschichte: Ein König kam einst eine kleine Stadt und sah überall die Spuren eines ausgezeichneten Bogenschützens. Auf Bäumen, Mauern und allen Arten von Wänden waren mit Kreide konzentrische Kreise gezeichnet und genau im Mittelpunkt der Kreise sah der König die Einschusslöcher von Pfeilen.
Er fragte die Einwohner, wer denn dieser Meisterschütze sei. Man zeigte ihm einen zehnjährigen Jungen.
„Das ist doch unglaublich,“ sagte der König, „wie ist es denn möglich, dass du in deinem Alter schon ein so ausgezeichneter Schütze bist?“ „Ach, das ist ja ganz einfach,“ erklärte der Junge. „Erst schiesse ich und dann zeichne ich die Kreise.“
„Und, meine lieben Schüler,“ fragte der Meister, „ist dies nicht auch die Art und Weise, wie ihr euren Weg geht, um so an euren Überzeugungen und Ideen festzuhalten.“
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