„Wir können eine Welt gestalten, wie sie die Welt noch nie gesehen hat“ – Vor 50 Jahren wurde Rudi Dutschke Opfer eines Attentats
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Veröffentlicht in: Das kritische Tagebuch

Am Gründonnerstag, dem 11. April 1968 schoss ein junger Rechtsradikaler auf Rudi Dutschke und verletzte ihn schwer. Dutschke hatte Kopf und Leidenschaft der antiautoritären Bewegung verkörpert. Der Anschlag auf ihn wurde zum Auslöser der sogenannten Osterunruhen und setzte die Gewaltfrage auf die Tagesordnung. Die Bewegung verlor ihre spielerische Leichtigkeit und Heiterkeit und zerfiel kurz darauf. Das freibeuterische Denken der Revolte und ihr libertärer Sozialismus wichen einer Rückkehr zu einer sterilen Orthodoxie und geschichtlich überholten Vorstellungen von Klassenkampf und parteiförmiger Organisation. Von Götz Eisenberg.
„Die ganze Oppositionsbewegung krankt zurzeit daran, dass sie eine konkrete Utopie noch nicht ausgemalt hat. Das zu tun, ist die wichtigste Aufgabe der kritischen Theorie – gerade jetzt in der Zeit der sehr, sehr langen und komplizierten Übergangsperiode, die bestimmt wird durch den Kampf gegen die bestehende Ordnung.“
(Rudi Dutschke 1967)
Das Attentat
Am 4. April 1968 wurde in Memphis/USA Martin Luther King von einem Rassisten ermordet. Damit verlor die Bürgerrechtsbewegung in den USA ihre charismatische Leitfigur und ihren prominentesten Sprecher. In München las ein 23-jähriger rechtsradikaler Hilfsarbeiter namens Josef Bachmann einen Artikel über diesen Mord, schnitt ihn aus und legte ihn zu anderen Zeitungsausschnitten, die er gesammelt hatte. In ihnen wurde mehr oder weniger unverblümt zum Lynchen Rudi Dutschkes aufgefordert. Der Mord an King machte die in Bachmann tickende Bombe scharf und beschleunigte möglicherweise die Realisierung seiner schon länger gehegten Attentatspläne. Er hatte mit einem NPD-Mitglied Schießübungen durchgeführt und verfügte über rege Kontakte ins rechtsradikale Milieu. Er beschloss, nach Berlin zu fahren und dieses „dreckige Kommunistenschwein“ zu erschießen. Am 10. April 1968 fuhr er abends mit dem Interzonenzug nach Berlin. Im Gepäck zwei Pistolen und einen Zeitungsausschnitt aus der neofaschistischen „Deutschen National- und Soldatenzeitung“ vom 22. März 1968 mit der Schlagzeile: „Stoppt Dutschke jetzt! Sonst gibt es Bürgerkrieg“. Darunter fünf Fotos von Dutschke, angeordnet in Art eines Steckbriefs. Am Morgen des 11. April in Berlin angekommen, fragte er sich nach Dutschkes Adresse durch.
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